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Der Grünzügelpapagei Pionites melanocephalus (Linné, 1758)

Die Gattung Pionites setzt sich aus 2 Arten zusammen, dem Rostkappenpapagei (Pionites leucogaster) und dem hier beschriebenen Grünzügelpapagei. Es handelt sich bei beiden Arten um mittelgroße, auffällig gefärbte Papageien mit einem kurzen Schwanz.

Der Grünzügelpapagei ist in der Gegenwart keine seltene Erscheinung mehr in den Zuchtanlagen der europäischen Vogelliebhaber. Für eine Käfighaltung eher nicht geeignet bietet diese Papageienart jedoch für den ambitionierten Papageienzüchter einen guten Einstieg bei der Vermehrung von südamerikanischen Arten außerhalb der artenreichen Sittichgruppe. Der Grünzügelpapagei ist relativ leicht zu vermehren, was sich auch in der Verteilung der Annoncen in den Fachzeitschriften oder auch dem Internet widerspiegelt. Außerdem sind die Nachzuchterhebungen von Vogelzuchtvereinigungen auch immer ein Spiegelbild züchterischer Leistungen, wenn bei weitem auch nicht alle Mitglieder dieser Verbände sich an derartigen statistischen Erhebungen beteiligen.

Es handelt sich bei dieser Papageienart um recht possierliche Individuen, die durch ihr verspieltes Verhalten zweifelfrei begeistern, durch ihre oft vorgetragenen schrillen Pfeiftöne aber auch durchaus wieder etwas an Beliebtheit einbüßen können. Alles in allem handelt es sich beim Grünzügelpapageien aber um eine sehr zu empfehlende Papageienart, die dem Beobachter bei einer paarweisen Unterbringung immer wieder sehr viel Freude bereiten wird. Eine paarweise Unterbringung ist insbesondere zur Fortpflanzungszeit anzuraten, da die Grünzügelpapageien selbst größere Papageien angreifen würden und kleinere Arten bei Auseinandersetzungen nicht selten töten.

Der Grünzügelpapagei ist von Carl von Linné (*23. Mai 1707 in Råshult bei Älmhult; † 10. Januar 1778 in Uppsala) im Jahr 1758 in seinem Systema naturae auf der Seite 102 erstmals wissenschaftlich beschrieben worden. Damals war dem berühmten schwedischen Naturforscher nur die Nominatform bekannt, die er seinerzeit noch dem Genus Pionias (Langflügelpapageien) als "grünzügeligen Langflügelpapageien" zuordnete. Der deutsche Ornithologe Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch (* 29. Juli 1850 auf Gut Fahrenbach bei Witzenhausen; † 27. Februar 1915 in Göttingen) beschrieb 131 Jahre später die zweite wissenschaftlich gegenwärtig immer noch anerkannte Unterart Pionites melanocephalus pallidus in dem deutschsprachigen Journal für Ornithologie auf der Seite 317.

Im Jahr 1751 ist der erste lebende Grünzügelpapagei bei einem Vogelhändler im englischen White Hart Yard aufgetaucht, welcher von dem berühmten Naturforscher George Edwards (* 3. April 1694 in Stratford; † 23. Juli 1773 in Plaistow) im gleichen Jahr farbig abgebildet worden ist. Der französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc Comte de Buffon (* 7. September 1707 in Montbard; † 16. April 1788 in Paris) berichtete 1779 über diesen Vogel, dass seine Pfiffe den Lautäußerungen des Tapirs ähneln sollen! Insgesamt wusste man zu jener Zeit noch recht wenig über das Freileben dieser Papageienart und auch in den Handel gelangten diese Vögel erst viele Jahre später; so wurde ein weiterer lebender Grünzügelpapagei erst wieder 1855 im zoologischen Garten von London gezeigt. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, zu den aktiven Zeiten von Karl Ruß (* 14. Januar 1833 in Baldenburg; † 29. September 1899 in Berlin) und Alfred Edmund Brehm (* 2. Februar 1829 in Unterrenthendorf; † 11. November 1884 ebenda), wurde der Grünzügelpapagei nur selten in den Vogelhandlungen angeboten und genauso wenig auf Ausstellungen gezeigt.  

Von Schlechtendal erhielt im Jahr 1878 ein Pärchen dieser Papageienart und äußerte sich sehr erfreut über das verspielte Verhalten dieser Tiere und lobte die leichte Pflege. Aufgrund des attraktiven Aussehens und der Seltenheit der Grünzügelpapageien erzielten Händler von den damaligen Papageienliebhabern hohe Erlöse für diese Vögel, obwohl den Grünzügelpapageien keine Sprachbegabung nachgewiesen werden konnte und diese auch nicht sonderlich zahm wurden. Insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts und Ende der 1960er sowie in den 1970er Jahren kam es dann hin und wieder zu Importen, aber auch zu dieser Zeit konnten Grünzügelpapageien noch nicht zu den häufig gehaltenen Papageienarten gezählt werden. Nach den mir vorliegenden Importzahlen von 1984 bis 2005 wurden in dieser Zeit allein 1.777 Grünzügelpapageien aus ihren Heimatländern nach Deutschland eingeführt.

Die erste dokumentierte Zucht dieser Papageienart in Europa konnte 1969 O. Gräub aus der Schweiz für sich verzeichnen; in Deutschland gelang 2 Jahre später die Erstzucht des Grünzügelpapageis bei Frau Cl. Deurer-Bury aus Köln. Vorher wurden diese reizenden Papageien allerdings in dem bekannten Bush Gardens in Tampa/Florida und von einer Amerikanerin namens Williams gezüchtet, die allein zwischen 1858 und 1968 insgesamt 40 junge Grünzügelpapageien aufzog.


Beschreibung

Bei den Grünzügelpapageien sind Männchen und Weibchen anhand ihrer äußerlich erkennbaren Merkmale nicht voneinander zu unterscheiden; es herrscht also kein Geschlechtsdimorphismus vor. Es handelt sich bei dieser Spezies um etwa 23 cm große Vögel, die ein Gewicht von 130 bis 170 g erreichen können. Sie wirken aufgrund ihres kurzen, rechteckigen Schwanzes etwas gedrungen und verfügen über eine eher ungewöhnlich aufrechte Haltung beim Laufen.

Die Nominatform besitzt einen schwarzen Oberkopf, der von der Basis des Oberschnabels bis in den Nacken hinein reicht. Die Zügel und ein schmaler Streifen unter beiden Augen ist grün gefärbt; unterhalb dessen befinden sich einige weiße Federn. Der Nacken ist bis zur Mitte der Halsseiten gelbbraun und die angrenzenden Kopf- und Halsseiten sowie die Kehle sind gelb gefärbt. Die Flanken, Schenkel und auch die Unterschwanzdecken sind gelborangerot. Namensgebend für die Gattung Pionites ist jedoch das weiße Brust- und Bauchgefieder, denn beide Arten werden häufig auch als Weißbauchpapageien bezeichnet. Die Flügel, der Rücken, der Bürzel sowie die Schwanzoberseite sind grün gefärbt; die Handdecken und Handschwingen besitzen schwarze Innen- und dunkelblaue Außenfahnen.

Der Schnabel ist schwarz gefärbt und die nackte Wachshaut sowie der unbefiederte Augenring sind schwarzgrau. Die Füße sind dunkelgrau und die Iris ist rot.

Die von Berlepsch im Jahr 1889 beschriebene Unterart P. m. pallidus unterscheidet sich von der Nominatform durch deren zitronengelbe Schenkel, Flanken und Unterschwanzdecken. So ist bei dieser Subspezies auch der untere Nackenbereich etwas blasser gefärbt. Einige Systematiker möchten P. m. pallidus aufgrund der geringen Unterscheidungsmöglichkeit zur Nominatform dieser gern zuordnen.

Bei juvenilen Grünzügelpapageien ist die sonst weiße Körperunterseite gelblichweiß und das gesamte Gefieder erscheint blasser wie bei den Altvögeln. Der Schnabel ist grau und die Iris noch braun gefärbt.


Heimat und Lebensweise

Das Verbreitungsgebiet der Grünzügelpapageien erstreckt sich nach Angaben von BirdLife International über eine Gesamtfläche von 2.920.000 km² im nördlichen Teil Südamerikas. Das natürliche Vorkommensgebiet liegt in Teilen des östlichen Venezuelas, über ganz Guyana, Suriname und Französisch-Guayana, über Brasilien nördlich des Amazonas, dem mittleren und südlichen Kolumbien, Ost-Ekuador und vom nördlichen bis in das zentrale Peru. Insbesondere in den westlich gelegenen Bereichen des gesamten Verbreitungsgebietes kommt die hin und wieder umstrittene Unterart P. m. pallidus vor; dazwischen befindet sich eine intermediäre Zone, in der beide Unterarten sich vermischen.

In ihrem Verbreitungsgebiet trifft man diese Vögel vornehmlich in den feuchten Tiefland-Wäldern an und in Höhenlagen von bis zu 1.100 m ü. NN; insbesondere an Waldrändern ist der Grünzügelpapagei oft zu beobachten. Überschwemmungsgebiete im Amazonas zählen somit ebenso zum Habitat dieser Vögel wie auch Rodungsgebiete, bei letzterem aber auch wieder die Waldränder von dem noch intakten Bewuchs.

In ihrem Lebensraum sind Grünzügelpapageien zumeist paarweise anzutreffen, in Familienverbänden oder außerhalb der Brutzeit auch in Gruppengrößen von bis zu 30 Individuen. Diese Papageienart lebt in den höheren Schichten des Waldes und sucht nur selten den Erdboden auf. In den Baumkronen finden die Grünzügelpapageien ihre Nahrung, die sich aus Pflanzenteilen, Samen, Früchten, Beeren, Knospen, Blüten, Nektar und sehr wahrscheinlich auch aus Insekten zusammensetzt. Auf Nahrungssuche sind diese Papageien zumeist in den Morgenstunden und am späten Nachmittag; die übrige Zeit verbringen die Grünzügelpapageien damit sich der eigenen beziehungsweise gegenseitigen Gefiederpflege zu widmen oder einfach nur in den Bäumen zu ruhen beziehungsweise auch miteinander zu spielen. Die Anwesenheit der Grünzügelpapageien wird  dem Menschen fast ausschließlich durch die schrillen Rufe dieser Vögel verraten. Eher schrill kreischend sind ihre Rufe, wenn die scheuen Papageien einen Platz nach einer Störung verlassen. Die Nacht verbringen diese Papageien in Baumhöhlen.

Über die Brutbiologie der hier beschriebenen Papageienspezies ist nur sehr wenig bekannt. Man weiß, dass Grünzügelpapageien eher hochgelegene Bruthöhlen in den Wipfeln hoher Bäume bevorzugen, die vor allem auch für den Menschen schwer erreichbar sind. 2 bis 4 Eier werden gelegt  und vom Weibchen über einen Zeitraum von circa 25 Tagen bebrütet. Die Brutzeiten scheinen territorial unterschiedlich zu sein. So gab es bisher Brutnachweise aus Regionen Französisch Guyanas in der Zeit von Dezember bis Februar, aus Venezuela und Kolumbien für den Zeitraum April bis Mai, aus Suriname von Oktober bis November. Nach dem Verlassen der Bruthöhle bleiben die Eltern und der Nachwuchs noch für einige Zeit zusammen und bilden dann die bereits erwähnten Familienverbände.

Die Population wird derzeit als Least Concern (= nicht gefährdet) eingestuft und der Populationstrend als stabil bezeichnet. Der Grünzügelpapagei ist in den noch intakten Waldgebieten häufig anzutreffen. Ein Bekannter berichtete mir, dass er Grünzügelpapageien bei einer Reise in das östliche Venezuela häufig beobachten konnte; allerdings hielten diese Vögel gebührenden Abstand zu menschlichen Siedlungen. Bei einem Einheimischen konnte er einen zahmen Käfigvogel dieser Spezies ausfindig machen. Der Vogelhandel wird in einem nur geringen Maß als eine Ursache möglicher Bestandsabnahmen angesehen; einen größeren Einfluss darauf hat eher die Habitatzerstörung in einigen Gegenden des großen Verbreitungsgebietes dieser Papageien.


Importgeschehen und Nachzuchtstatistiken für die Bundesrepublik Deutschland

Aus einem wesentlichen Teil setzte sich die Gefangenschaftspopulation in den 1970er Jahren zunächst aus Importvögeln zusammen. Aus dieser Zeit fehlen dem Autoren aber leider genaue Einfuhrzahlen. Ansonsten sorgten in der Vergangenheit Nachzuchten für die Präsenz dieser Vogelart in den hiesigen Zuchtanlagen.

Meinen Aufzeichnungen zufolge sind von 1984 an insgesamt 1.777 Grünzügelpapageien legal als ihren Ursprungsgebieten nach Deutschland gekommen (608 Gyana & 1.169 Surinam); ab 2005 sind laut der CITES-Behörde keine Grünzügelpapageien mehr von Südamerika in die Bundesrepublik Deutschland gelangt.

Laut der AZ-Nachzuchtstatistik der Jahre 2000 bis 2013 sind in diesem Zeitraum insgesamt 555 Grünzügelpapageien nachgezogen worden. Für die VZE stehen zum Vergleich nur 3 Jahresnachzuchtstatistiken zur Verfügung (2000, 2002 & 2008); hier sind es insgesamt 23 Grünzügelpapageien, die in diesen 3 Jahren als Nachzuchten gemeldet worden sind.



Haltung

Grünzügelpapageien sind fast den ganzen Tag über aktiv und halten sich gern draußen auf. Aus diesem Grund allein schon ist eine Haltung dieser Papageien in einer kombinierten Innen-/Außenvoliere unbedingt anzuraten. Es bereitet sicherlich jedem Papageienliebhaber große Freude diese munteren Vögel während ihrer Aktivitätsphase am Tag zu beobachten. Da Grünzügelpapageien auch unter hiesigen Haltungsbedingungen äußerst verspielt sind, was sich gerade bei einer paarweisen Haltung wiederspiegelt, bieten sie dem Beobachter immer wieder neue interessante Eindrücke und keine Langeweile. Zu bedenken ist aber, dass Grünzügelpapageien auch in menschlicher Obhut gern von ihrer schrillen Stimme Gebrauch machen und zudem auch gern an Holzteilen der Einrichtung nagen. Die Unterkunft der Vögel kann man natürlich durch geeignete Materialien nahezu papageienschnabelsicher machen. Bei der durchaus einzuplanenden "Lärmbelästigung" muss man auf tolerante Nachbarn hoffen. Hier ist es nicht unbedingt die Lautstärke dieser Tiere, die als störend empfunden werden müssen, eher die wiederholt vorgetragenen und somit eintönig klingenden schrillen Töne, die die menschlichen Nerven strapazieren können.

Das Schutzhaus sollte möglichst massiv errichtet und wegen der besseren Reinigung innen gefliest sein, denn sofern sich Fressnäpfe in unmittelbarer Nähe einer Wand befinden wird diese durch herumgeschleuderte Obst- und Gemüsereste schnell verunreinigt.  Ist eine Unterbringung mehrerer Papageienarten nebeneinander in separaten Unterkünften geplant, dann sollten die Zwischenwände keinen Blick auf die Nachbarschaft der Grünzügelpapageien zulassen. Grünzügelpapageien dulden insbesondere während der Fortpflanzungsperiode keine nahe verwandten Vogelarten in ihrer unmittelbaren Nähe, warum eine paarweise Haltung dieser Vögel auch dringend angeraten wird. Eine Trennung der verschiedenen Unterkünfte nur durch Drahtgeflechte könnte die Paare zu sehr von ihrem Brutgeschehen oder der Aufzucht der Jungvögel ablenken. Diese Information gibt bereits einen Hinweis auf den Standort der Nisthöhlen beziehungsweise nächtlichen Schlafplätze der Grünzügelpapageien. Diese sollten sich stets im Schutzraum befinden, da die Papageien zur Nachtzeit in der Innenvoliere besser aufgehoben sind. Durch das Angebot einer Höhle im Innenraum werden die Vögel dazu gezwungen diesen aufzusuchen und sind dadurch nicht durch der Gefahren der Nacht ausgesetzt, die von Nachtgreifen, umherstreifenden Katzen oder anderen nachtaktiven Tieren ausgehen.

Die Verbindung von der Innen- zur Außenvoliere wird durch ein verschließbares Flugloch realisiert. Die Außenvoliere sollte den Grünzügelpapageien ausreichend viele Möglichkeiten der Beschäftigung bieten können. Eine Schaukel, Seile und ein Kletterbaum bieten bereits einiges an Abwechslung; besonders auf einem Kletterbaum und auf Seilen spielen die Paare sehr gern miteinander. Das Spiel dieser Tiere hat schon einige Autoren dazu verleitet zu behaupten, dass es sich bei den Weißbauchpapageien um die "Clowns" unter den Papageien handelt.

Eine Badeschale sollte sich auf einem erhöhten Platz befinden, da Grünzügelpapageien auch in Menschenobhut nur selten den Erdboden aufsuchen. Bei meinen Tieren habe ich dies nur in Ausnahmen beobachten können, zum Beispiel wenn ein Leckerbissen auf den Boden gefallen ist und kein sofortiger Ersatz dafür zur Verfügung stand. Grünzügelpapageien lieben das Wasser. Darum sollte eine Beregnungsanlage für die warmen Tage des Jahres für Erfrischung sorgen. Grünzügelpapageien baden dann oder auch bei Regenschauern so ausgiebig, dass sie häufig völlig durchnässt sind und dann kaum noch in der Lage sind zu fliegen. Eine Badeschale sollte nicht auf dem Erdboden, sondern etwas erhöht angeboten werden.

Ansonsten ist darauf zu achten, dass die gesamte Unterkunft keinen Mäusen, Ratten oder kleineren Raubtieren, wie beispielsweise Marder, eine Möglichkeit des Eindringens bietet. Schädliche Zugluft sollte selbstverständlich vermieden werden und während der Winterzeit ist eine Beheizung der Innenvoliere anzuraten, so dass dort Innentemperaturen von wenigstens 5 °C vorherrschen. Eine Tageslichtverlängerung durch künstliche Beleuchtung während der Zeit der kurzen Wintertage ist natürlich ebenfalls ein Muss.


Ernährung

Hinsichtlich ihrer Ernährung stellen Grünzügelpapageien keine großen Ansprüche. Sie sind relativ einfach zu ernähren und nehmen auch ihnen unbekannte Sorten bereitwillig an. Neben einer Samenmischung sollten insbesondere Früchte auf dem Speiseplan dieser Vögel stehen.

Die Samenmischung sollte für diese Papageien nicht zu fetthaltig sein. Ich halte darum eine Körnermischung, wie sie beispielsweise für Langflügelpapageien Verwendung findet, für sehr ratsam. Eine solche setzt sich aus einem geringen Teil weißer und gestreifter Sonnenblumenkerne zusammen, weiterhin aus Kardisaat, Hafer, Weizen, Gerste, Mais, Paddyreis, Buchweizen, Kürbiskerne, Dari, Zirbelnüsse, Johannisbrot, Kanariensaat, Hanf, Silberhirse, Puffweizen, Milo und Hagebutten. Ebenfalls enthalten sind in derartigen Mischungen auch wenige enthülste Erdnüsse, die von den Grünzügelpapageien immer sehr gern verzehrt werden. Einen besonderen Leckerbissen stellen aber auch Walnüsse dar, die jedoch aufgrund ihres Fettgehalts ebenfalls immer nur gelegentlich und in kleinen Mengen angeboten werden sollten.

Ein Keimfutter, das vor und während der Fortpflanzungsperiode täglich angeboten werden sollte, setzt sich hauptsächlich aus einem größeren Anteil Kardisaat zusammen, des Weiteren aus Buchweizen, Paddyreis, Hafer, Weizen, Gerste, Milo, Hanf, Dari und Buchweizen. Ebenfalls während dieser Zeit des Jahres sollte ein zusätzlich Kraft- und Aufzuchtfutter Verwendung finden; gute Produkte sind seit vielen Jahren im Fachhandel erhältlich, so dass auf die eigene Herstellung von diesem auch als Eifutter bezeichneten Futter verzichtet werden kann.

Wie bereits erwähnt sollte sich ein großer Anteil des täglichen Nahrungsspektrums aus verschiedenen Obst- und Gemüsesorten zusammensetzen. Gemüse wird von den Grünzügelpapageien zwar nicht so gerne gefressen wie die unterschiedlichen Fruchtsorten, dennoch sollte ein entsprechender Teil davon stets zur Verfügung stehen. Unter den Früchten sind die exotischen Obstsorten bei diesen Papageienvögeln besonders beliebt. Äpfel finden ebenfalls Beachtung, so auch viele einheimische Beerensorten. Es kommt auch immer wieder vor, dass bestimmte Sorten über einen gewissen Zeitraum von den Grünzügelpapageien nicht mehr beachtet werden. Diese Früchte können nach einer gewissen Pause wieder in das Fressnapf gegeben werden und können dann wieder die gewünschte Akzeptanz bei den Tieren hervorrufen. Das hier über die Obstsorten Geschriebene trifft im gleichen Maße auf die Gemüsesorten zu. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Möhren sehr gern genommen werden, aber auch Topinambur, Mais und junge Erbsen.

Da ich immer mal wieder einige Weichfresser bei mir in der Zuchtanlage halte haben meine Grünzügelpapageien, aber auch die von mir vor Jahren gehaltenen Rostkappenpapageien, hin und wieder einzelne Mehlwürmer angeboten bekommen. Diese wurden sehr gern verzehrt. Einmal beobachtete ich meine Rostkappenpapageien dabei, wie sie sich als Paar gemeinschaftlich einer Spinne näherten, die sich in der Außenvoliere aufhielt. Genüsslich verzehrte einer dieser Vögel Stück für Stück von diesem Insekt. Lebendinsekten können also durchaus als Ergänzung des täglichen Nahrungsangebots dienen.

Auf die zusätzliche Gabe eines Multivitaminpräparats kann bei diesen Papageien verzichtet werden, denn durch die Aufnahme entsprechender Vitamine über die angebotenen Frucht- und Gemüsesorten dürfte einer hinreichenden Vitaminzufuhr Rechnung getragen werden.

Täglich frisches Wasser ist natürlich ein Muss, genauso wie die Versorgung der Grünzügelpapageien mit Mineralien und beispielsweise Vogelgrit.


Vermehrung

Der angehende Grünzügelpapageienzüchter sollte sicherstellen, dass es sich bei seinem Paar auch um ein wirklich garantiertes Paar handelt. Eine DNA-Geschlechtsbestimmung anhand einer Federprobe durch ein anerkanntes Labor ist auch bei den Grünzügelpapageien gut möglich und führt im Regelfall immer zu einem exakten Ergebnis. Die Paare sind grundsätzlich einzeln unterzubringen.

Zur Zucht der Grünzügelpapageien nutzen diese Vögel die ganzjährig angebotenen Schlafkästen. Ich habe meinen Weißbauchpapageien bisher immer Naturstammnisthöhlen angeboten, die einen Innendurchmesser von 25 cm und einer Höhe von 60 cm aufwiesen. Das Schlupfloch ins Innere der Höhle betrug 6 cm. Eine 5 cm starke Schicht feiner Hobelspäne habe ich dann bereits im März eines jeden Jahres auf den Boden der Höhle gegeben. In dieser Zeit können Grünzügelpapageien schon mit ersten Vorbereitungen für eine bevorstehende Brut beginnen. Am Tag ist dies durch die häufigen Aufenthalte der Grünzügelpapageien in der Nisthöhle zu erkennen. Mit viel Glück kann man aber auch in der Außenvoliere etwas von der Balz dieser Vögel wahrnehmen. Das Männchen bemüht sich dann zusehends um sein Weibchen und folgt diesem ständig. Das Männchen verneigt sich während der Balz des Öfteren vor seinem Weibchen, welches in der weiteren Folge natürlich auch gefüttert sowie gekrault wird. In Nachbarvolieren untergebrachte Papageienvögel werden dann auch von dem Männchen am Drahtgeflecht attackiert.

Es ist mitunter schwierig den genauen Zeitpunkt der Eiablage zu datieren. Tägliche Nisthöhlenkontrollen sind darum ratsam. Bei meinen Vögeln war es so, dass sie mit meinem Betreten der Innenvoliere auch die Nisthöhle verließen, damit dies nicht schreckhaft geschieht habe ich durch Pfiffe stets rechtzeitig auf mich aufmerksam gemacht. Die Eiablage erfolgt in unseren Breiten bei den meisten Grünzügelpapageien im April oder Mai, dann wenn das Klima merklich wärmer wird und somit beste Bedingungen für eine Brut und die anschließende Aufzucht der Jungvögel vorherrschen. Ein Gelege kann bei diesen Papageien aus 2 bis 4 Eier bestehen.

Die Inkubation des Geleges erfolgt allein durch das Weibchen. Das Männchen hält sich aber auch während des Tages in gewissen Zeitabständen bei seinem Weibchen in der Nisthöhle auf, während der Nachtzeit jedoch generell. Ansonsten ist das Männchen tagsüber aber auch in der Außenvoliere anzutreffen. Die Brutzeit beträgt circa 25 Tage. Es kommt nur selten vor, dass alle Jungvögel am gleichen Tag aus den Eiern schlüpfen; eher geschieht dies dem Legeabstand entsprechend.

Mit dem Heranwachsen der Jungvögel sind natürlich auch die täglich gereichten Futtermengen anzupassen. Gegebenenfalls sollte man nun zweimal am Tag füttern. Nach dem Schlupf vergehen dann zwischen 65 und 75 Tage, bis der Nachwuchs flügge die Nisthöhle verlässt. Am ersten Tag sind die Bewegungen der Jungvögel in der ihnen bis dahin ungewohnten Umgebung noch äußerst unbeholfen. Dies ändert sich dann aber bald. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht und die unbeholfenen Jungen am Abend immer in die Nisthöhle gesetzt. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass die Jungvögel in den ersten Tagen nach dem Ausfliegen mit ihren Eltern zusammen in dem nun wieder als Schlafhöhle bezeichneten Naturstamm übernachteten.

3 bis 4 Wochen nach dem erstmaligen Verlassen der Nisthöhle kann der Nachwuchs als selbständig bezeichnet werden. In den meisten Fällen kann die Familie noch für einige Zeit gemeinsam in einer Voliere untergebracht werden. Dies ändert sich aber spätestens mit Beginn einer neuen Fortpflanzungsperiode, allerdings ziehen die meisten Paare in Menschenobhut nur einmal im Jahr Nachwuchs auf.


Literatur:
- de Grahl, W. (1969-1974): Papageien unserer Erde. Band 2. Hamburg
- del Hoyo, J. et al (1997): Handbook of the birds of the world. Barcelona
- Finsch, O. (1868): Die Papageien, monographisch bearbeitet. Leiden
- Low, R. (2005): Weißbauchpapageien. Nördlingen
- Robiller, F. (1990): Papageien. Band 3: Mittel- und Südamerika. Stuttgart
- Ruß, K. (1881): Die Papageien, ihre Naturgeschichte, Pflege, Züchtung und Abrichtung. Hannover


Jörg Asmus, Kalmar (Schweden)


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