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Der Neuguinea-Edelpapagei Eclectus roratus polychloros (Scopoli, 1786)

Der Neuguinea-Edelpapagei ist ein Papageienvogel aus dem indo-pazifischen Raum. Es handelt sich bei ihm um eine kurzschwänzige Art, mit langen Flügeln. Das Gefieder dieser Papageien ist auffallend glänzend und die Federstrukturen des Kleingefieders sind erst auf kürzeren Distanzen deutlich erkennbar. Groß im Verhältnis zum übrigen Körper wirkt der Schnabel dieser Tiere, der am Oberschnabel eine deutliche Kerbe aufweist. Beeindruckend ist jedoch der enorme farbliche Geschlechtsdimorphismus, der die Wissenschaftler lange Zeit glauben ließ, dass es sich bei den Männchen und Weibchen dieser Spezies um 2 unterschiedliche Arten handelt.

Der Neuguinea-Edelpapagei wurde durch den österreichischen Arzt und Naturforscher Giovanni Antonio Scopoli (* 13. Juni 1723 in Cavalese; † 8. Mai 1788 in Pavia) im Jahr 1786 wissenschaftlich beschrieben. Die Veröffentlichung erfolgte durch Scopoli in Deliciae Flora et Fauna Insubricae auf der Seite 87. Er beschrieb in seiner Abhandlung zunächst nur das Männchen dieser Edelpapageienart. Sogar Otto Finsch weist in seiner Monographie Die Papageien aus dem Jahr 1868 darauf hin, dass bei den "grünen" Edelpapageien die Männchen farblich von den Weibchen nicht zu unterscheiden sind. So führt dieser Papageienkenner der damaligen Zeit noch den "grossen grünen Edelpapagei", den "mittleren grünen Edelpapagei" sowie deren rote Pedante in seinem Werk auf, bei denen sich die beiden Geschlechter natürlich ebenfalls nicht unterscheiden ließen. 5 Jahre später stellte der deutsche Naturwissenschaftler und Anthropologe Dr. Adolf Bernhard Meyer während einer Reise nach Neuguinea fest, "daß sämmtliche und zwar in beträchtlicher Anzahl von ihm erlegten grünen Edelpapageien Männchen und alle rothen Weibchen waren, und dies führte ihn dazu, die geschlechtliche Zusammengehörigkeit dieser sonst artlich und sogar generisch voneinander getrennten Vögel als Männchen und Weibchen einer Art zu betrachten". Diese Feststellung erstaunte die Wissenschaft, aufgrund derer im Jahr 1881 wahrscheinlich auch die Welterstzucht dieser Papageienart in Menschenobhut erfolgen konnte, damals allerdings beim Ceram-Edelpapagei (E. r. roratus).

Heute setzt sich die Spezies E. roratus aus insgesamt 9 Unterarten zusammen, wobei unter manchen Systematikern immer noch Diskussionen über die Anerkennung der einen oder anderen Subspezies anhält. Insbesondere die männlichen Vertreter einzelner Unterarten sind mitunter sehr schwer voneinander zu unterscheiden.

Hierzulande ist der Neuguinea-Edelpapagei die wohl am häufigsten gehaltene Unterart der farblich äußerst attraktiven Edelpapageien. Diese Großpapageien weisen mitunter eine enorme Brutbereitschaft auf, so dass selbst Schachtelbruten bei diesen Vögeln vorkommen können, sofern man die ständige Fortpflanzung als verantwortlicher Vogelliebhaber nicht unterbindet. Sicherlich wird in der Fortpflanzungsbereitschaft einzelner Exemplare für manch einen Papageienzüchter ein Vorteil gesehen, aber die laute Stimme dieser Papageien könnte auch den Ärger mit der Nachbarschaft heraufbeschwören. Letzteres sollte man bei einer geplanten Anschaffung von Neuguinea-Edelpapageien unbedingt mit beachten. Einige Menschen bezeichnen die Edelpapageien als eher langweilige Vögel, die häufig nur an einer Stelle in der Voliere sitzen und dem Beobachter kaum solche Verhaltensmuster aufzeigen, die beispielsweise von Aras oder Kakadus her bekannt sind. Dennoch haben natürlich auch die Edelpapageien ihre ganz speziellen Eigenschaften, die sie schon immer zu sehr beliebten Papageienvögeln machten.


Beschreibung

Neuguinea-Edelpapageien sind mit einer Gesamtlänge von etwa 35 cm und einem Gewicht von etwa 450 g imposante Erscheinungen innerhalb der Ordnung Psittaciformes.

Die Männchen weisen ein vornehmlich dunkelgrünes Gefieder auf. Der Flügelbug, der Flügelrand und die großen Flügeldecken sind blau gefärbt. Die äußeren Handschwingen sowie die Handdecken sind dunkelblau; diese Federn besitzen einen deutlich erkennbaren grünen Saum an den Außenfahnen. Die Unterflügeldecken, die Flanken und die seitliche Bauchregion sind rot. Als Unterscheidungsmerkmal bei den Männchen der einzelnen Edelpapageienunterarten wird immer wieder die Färbung der Schwanzfedern betrachtet. Diese ist beim Männchen des Neuguinea-Edelpapagei auf der Schwanzoberseite bei den mittleren Federn grün mit einem gelblichweißen Endsaum. Oft ist bei diesen Federn auch ein blauer Fleck am Ende des Federschaftes zu erkennen. Bei den äußersten Schwanzfedern sind die Außenfahnen vornehmlich dunkelblau und gehen zur Spitze hin in eine schwarzblaue Färbung über. Mit einigen Ausnahmen ist bei den meisten Exemplaren ein schmaler gelbgrünlicher Saum am Federende vorhanden. Die Innenfahnen der äußeren Schwanzfedern sind an der Federbasis zunächst bläulichgrün, werden zur Mitte hin blauschwarz und im Bereich der Schwanzspitze dunkelblau. Auch hier kann am Federende ein gelblichgrüner Saum vorhanden sein. Die zweite Schwanzfedern von außen zeigen bereits eine andere Farbgebung. Hier sind die Außenfahnen von der Basis aus gesehen etwa zwei Drittel grün gefärbt und gehen zum Federende in eine dunkelblaue Färbung über. Entlang des Federkiels ist ein schmaler blauer Streifen erkennbar. Die Schwanzunterseite ist grauschwarz und die einzelnen Federn besitzen ebenfalls gelbliche Endsäumungen.

Der Oberschnabel ist von der Basis aus zu etwa zwei Drittel hellrötlich gefärbt und zur Spitze hin gelblich während der Unterschnabel schwarz ist.

Die Weibchen des Neuguinea-Edelpapageien sind überwiegend kräftig rot gefärbt. Der Rücken, der Bürzel, die Oberschwanzdecken, die Flügeldecken und die Schenkel sind dunkler rot. Die Unterschwanzdecken sind wiederum heller rot gefärbt. Rund um  das Auge verläuft ein schmales blaues Band, das bei Neuguinea-Edelpapagei jedoch auch unterbrochen sein kann. Kräftig blau sind der Bauch, die Körperseiten, die Unterflügeldecken und ein breites Band über den Vorderrücken. Der Flügelrand wird, wie auch beim Männchen, von einem helleren blauen Farbton geprägt. Die Handschwingen und die Handdecken sind dunkel-indigoblau und besitzen grüne bis türkisgrüne Säumungen an den Außenfahnen. Die Oberseite der Schwanzfedern ist von der Basis aus gesehen bei allen Federn zu etwa einem Drittel dunkelrot und zur Spitze hin heller. Auf der Schwanzunterseite zeigen sich die auch dort dunkelroten Federn an der Basis schwärzlich überhaucht und besitzen einen goldgelben Schimmer. Auch hier sind die Spitzen in einem breiten Band hellrot.

Der Schnabel ist bei den Weibchen der Neuguinea-Edelpapageien komplett schwarz.

Die Beine sind bei beiden Geschlechtern grau gefärbt; die Iris ist beim Männchen rot bis orangerot und beim Weibchen gelblichweiß.

Den ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus zeigen bereits die Jungvögel mit Bildung ihres Gefieders. Sie sind jedoch insgesamt etwas matter gefärbt. Bei den männlichen Jungvögeln wirkt das grüne Gefieder bläulich überhaucht. Die Iris ist bei den Juvenilen noch braun gefärbt.


Heimat und Lebensweise

Das Hauptverbreitungsgebiet vom Neuguinea-Edelpapagei erstreckt sich über das Tiefland von Neuguinea und den dort vorgelagerten Inseln. So auch die größeren Inseln Boigu, Dauan, Sabai und Waigeo, Salawati, Misool, die Kei-, Trobriand-, D'Entrecasteau-Inseln und den Lousiade-Archipel. Die Inseln Boigu, Dauan und Sabai in der nordwestlichen Torres Strait zählen zum australischen Staatsgebiet (Bundesstaat Queensland), darum wird der Neuguinea-Edelpapagei auch zu den in Australien heimischen Unterarten gezählt. Weiter südlich, auf der Kap-York-Halbinsel und anderen Gebieten Nordost-Australiens, kommt dann nur noch eine weitere Edelpapageien-Unterart, der Queensland-Edelpapagei (E. r. macgillivrayi), vor.

Der Neuguinea-Edelpapagei ist ein typischer Bewohner tropischer Regenwälder und ähnlicher Waldformen in seinem Verbreitungsgebiet. So ist die Art auch in Monsunwäldern, Galeriewäldern, in Baumsavannen, an Waldrändern und Mangroven anzutreffen. In Hochwäldern konnte diese Unterart bislang nicht angetroffen werden.

Tagsüber sind diese Edelpapageien entweder einzeln, paarweise oder in kleineren Gruppierungen zu beobachten, wobei es sich bei letzterem wahrscheinlich um Familienverbände handeln könnte. In diesen Konstellationen sind diese Vögel am Tag auf Nahrungssuche und bewegen sich dazu fast immer in den oberen Schichten der höheren Bäume bis hin zum Kronendach. Jedoch sind die Edelpapageien auch schon in landwirtschaftlichen Nutzflächen gesehen worden oder auch in Stadtgärten, wo sie gelegentlich zur Nahrungsaufnahme auch Pflanzenteile dicht über den Erdboden aufsuchen. Man wird aber auch selbst bei in Menschenobhut gehaltenen Edelpapageien nur relativ selten den Aufenthalt dieser Tiere auf dem Boden beobachten können.

Im Freiland ernähren sich die Edelpapageien vornehmlich von Früchten, Knospen, Sämereien, Nüssen und Nektar. Es werden aber auch Maisfelder und Kokospalmen-Plantagen von diesen Papageien aufgesucht, in denen sie mitunter beträchtlichen Schaden anrichten können. Aber auch Gärten in menschlichen Siedlungsgebieten werden von den Neuguinea-Edelpapageien aufgesucht, in denen die darin vorkommenden Früchte verzehrt werden. Die Biologin Laura Smith berichtete mir vor einigen Jahren, dass einige Edelpapageien in der Nähe der Ortschaft Mabaduan, im Süden Neuguineas gelegen, bereits deutlich erkennbar ihre Scheu gegenüber dem Menschen abgelegt haben und die Fluchtdistanz manchmal nicht einmal mehr 20 m beträgt. Interessant ist aber auch die Mitteilung, dass sich ausschließlich die Männchen so dicht an menschliche Siedlungen wagten und Weibchen hingegen kaum zu sehen waren. Hier wurden die Neuguinea-Edelpapageien auch in einem Garten am Rand dieser Ortschaft beim Verzehr von reifen Papayas beobachtet. 

Über die Brutbiologie der Edelpapageien auf Neuguinea ist nicht viel bekannt. Die Fortpflanzungsperiode dieser Vögel soll an keine feste Jahreszeit gebunden sein, dies bestätigte mir auch Laura Smith, die das ganze Jahr über genutzte Nisthöhlen fand. Allerdings konnte sie nie bestätigen, dass sich auch tatsächlich Eier oder Jungvögel in einer der von den Weibchen besetzten Nisthöhlen befanden, da die Bruthöhlen der Neuguinea-Edelpapageien sich in der Regel in großen Höhen befinden. Nur einmal im September 2010 konnte sie zufällig ein junges Weibchen beim Ausfliegen aus der circa 18 m über dem Erdboden befindlichen Bruthöhle beobachten und einen männlichen Nestling, vermutlich aus dem gleichen Gelege, am Höhleneingang. Nach den Mitteilungen anderer Autoren sollen die Höhleneingänge sich in Höhen zwischen 14 und 60 m (!) befinden. Das Schlupfloch hat einen Durchmesser von 20 bis 30 cm und die Höhle selbst eine Tiefe zwischen 30 cm und mehr als 6 m.

Nach der Roten Liste der IUCN zählt der Edelpapagei zu den nicht gefährdeten Arten, allerdings wird auch bei dieser Spezies der Populationstrend gegenwärtig mit abnehmend bezeichnet. Die größte Bedrohung für die Neuguinea-Edelpapageien stellt zum einen die Lebensraumvernichtung dar und zudem der Handel mit gefangenen Individuen dieser Spezies.


Haltung

Der Neuguinea-Edelpapagei ist auch heute noch die am häufigsten gehaltene Unterart der Spezies Edelpapagei. Die Haltungsgeschichte dieser Vögel geht bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück, wo einzelne Edelpapageien noch auf Schiffen nach Europa gelangten. Im Jahr 1859 sollen so auch die ersten Neuguinea-Edelpapagei nach London gekommen sein. Einige Jahre später wurden sie dann in größeren Stückzahlen eingeführt, wobei es auch damals schon zu Vermischungen der Unterarten gekommen sein muss. Dieses Problem ist auch in der Gegenwart noch äußerst aktuell; wenn auch die Weibchen der verschiedenen Subspezies einigermaßen gut auseinanderzuhalten sind, bereitet die Bestimmung der Unterarten bei den Männchen mitunter selbst Kennern dieser Vögel einige Schwierigkeiten.

Wer sich Neuguinea-Edelpapageien anschaffen möchte, sollte sich im Vorfeld darüber bewusst sein, dass diese Papageienvögel durchaus zu den lärmenden Arten gezählt werden müssen. Wobei mir auch schon von recht ruhigen Tieren berichtet wurde. Ich selbst hielt vor einiger Zeit Neuguinea-Edelpapageien, Salomonen-Edelpapageien (E. r. salomonensis) und Aru-Edelpapageien (E. r. aruensis), von diesen Unterarten waren die Neuguinea-Edelpapageien in jedem Fall die lautesten Vertreter. Das Nagebedürfnis meiner Edelpapageien hielt sich jedoch stets in Grenzen.

Untergebracht waren die Neuguinea-Edelpapageien bei mir in 6 m langen, 2 m breiten und 2 m hohen Außenvolieren und einem sich daran anschließenden Schutzraum von 2,5 m Länge, 2,3 m Höhe und 2 m Breite. Der Schutzraum wurde in den Wintermonaten beheizt und konnte mittels einem Thermostat auf 10° C gehalten werden. Insbesondere zur Fortpflanzungszeit empfiehlt es sich für eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit im Innenraum zu sorgen. In dem Schutzraum waren bei mir die Futter- und Trinkgefäße angebracht sowie eine Naturstammnisthöhle. Die Tageslichtzeit wurde insbesondere in den Wintermonaten durch eine Zeitschaltuhr geregelt; nachdem sich die True-Lite-Lampen ausschalteten wurde ein Notlicht aktiviert, um die Vögeln dann nicht der völligen Dunkelheit auszusetzen. Da ich auch noch andere Papageienarten hielt war das gesamte Gebäude massiv errichtet, wobei sich mehrere Zuchtabteile nebeneinander befanden, die im hinteren Teil mit einem Versorgungsgang verbunden waren. Auch die Wände zwischen den einzelnen Zuchtabteilen bestanden aus Mauerwerk und boten somit einen Sichtschutz zu anderen Vögeln.

Im Außenbereich konnten sich alle bei mir untergebrachten Vögel sehen und auch hören. Einmal abgesehen von den einzelnen Rufphasen waren meine Edelpapageien kaum aktiv. Die meiste Zeit befand sich einer der Paarpartner auf einem bis an die Volierendecke reichenden Kletterbaum, der andere saß dann auf einem Sitzast auf Distanz zum Partner. Auch das Weibchen der Neuguinea-Edelpapageien setzt den Zeitpunkt fest, wo sich ihr das Männchen nähern darf, ansonsten wird es stets aus dem näheren Umfeld des Weibchens vertrieben.

Alle meine Edelpapageien liebten das Wasser. Badebecken auf dem Boden wurden kaum beachtet, aber ein Sprühschlauch auf der Volierendecke sorgte an warmen Sommertagen immer wieder für große Begeisterung. Die Neuguinea-Edelpapageien hängten sich dann häufig kopfüber an die Decke der Außenvoliere und ließen sich flügelschlagend vollständig durchnässen. Ich bin der Meinung, dass selbst die nicht so bewegungsaktiven Edelpapageien immer ein gewisses Maß an Beschäftigung geboten werden muss, sei es durch das Anbringen von Obststücken an immer wieder anderen Stellen in der Außenvoliere, durch immer wieder verschieden positionierte Sitzäste, Schaukeln, Seile, den Sichtkontakt zu anderen Papageien und durch das Wirken der Umwelteinflüsse. Nicht selten neigen die Edelpapageien sonst dazu sich zu rupfen, einmal damit begonnen ist dieses Problem dann nur noch selten in den Griff zu bekommen.


Ernährung

Meine Edelpapageien haben das ganze Jahr über eine Körnermischung erhalten, die sich aus Kardisaat, Buchweizen, Weizen, Gerste, Paddy Reis, Silberhirse, geschälten Hafer, Kanariensaat, Hanf, Plata Hirse, Dari, Milokorn, gestreiften Sonnenblumenkernen, Hagebutten, einigen geschälten Erdnüssen und Zirbelnüssen zusammensetzte. Auch Obst und Gemüse wurde täglich in ausreichenden Mengen frisch gereicht. Hauptsächlich die süßeren Fruchtsorten sind bei den Edelpapageien sehr beliebt. Man kann die Früchte und das Gemüse in Würfel schneiden und es so als eine Art Cocktail in ein separates Futternapf geben, außerdem sollte man etwas größere Stücken an verschiedenen Punkten in der Voliere anbringen, so sind die Vögel auch damit beschäftigt das Obst beziehungsweise Gemüse zu finden. Insbesondere während der Fortpflanzungszeit muss den Edelpapageien zusätzlich ein Keimfutter angeboten werden. Dieses kann sich aus Kardisaat, Buchweizen, Paddy Reis, Weizen, Gerste, Hafer, Milokorn, Hanf und Dari zusammensetzen und sollte immer unter peinlichster Beachtung der hygienischen Bedingungen hergestellt werden. Obwohl Edelpapageien einen recht großen Schnabel besitzen sind sie damit in der Lage auch kleinere Hirsekörner zu verzehren, darum kann diesen Vögeln auch Kolbenhirse angeboten werden. Äste zum Benagen dienen zum einen der Beschäftigung, liefern aber auch einen gewissen Teil an Nahrung, sofern sich Blattknospen und Blüten an den Ästen befinden. Aber auch die Rinde wird abgeschält und es werden Teile davon verzehrt. Vogelmiere und Löwenzahn, aber auch die Samenstände von Kräutern beziehungsweise Unkräutern aus der Natur sind eine wertvolle Ergänzung des täglichen Speiseplans für die Edelpapageien.

Sobald sich Jungtiere in der Nisthöhle befinden sollte zusätzlich ein Eifutter angeboten werden. Ich stelle dieses Eifutter schon viele Jahre nicht mehr selbst her, sondern nutze die Fertigprodukte (Kraft- und Aufzuchtfutter) bekannter Futtermittelhersteller.

Auch ein Kalkstein, Vogelgrit, abgekochte Sepiaschale und Futterkalk sollte den Edelpapageien immer zur Verfügung stehen. Kleine Mengen Futterkalk habe ich immer über das kleingeschnittene Obst und Gemüse gegeben; mit einem Multivitaminpräparat habe ich in regelmäßigen Abständen das Trinkwasser versehen. Das Trinkwasser selbst sollte natürlich täglich frisch gereicht werden.


Vermehrung

Laut der Nachzuchtstatistiken der deutschen Vogelzüchterorganisation AZ aus den Jahren 2000 bis 2013 wurden dort insgesamt 637 Neuguinea-Edelpapageien als Nachzuchten gemeldet. Hierbei ist jedoch zu bedenken, dass sich nur ein kleiner Teil der Mitgliedschaft an derartigen Erhebungen beteiligt und zudem die angegebene Nachzuchtzahl im Jahr 2012 mit nur 14 Individuen stark gesunken und für 2013 sogar kein einziger nachgezogener Neuguinea-Edelpapageien gemeldet worden ist. Im Grunde sind die meisten Neuguinea-Edelpapageien auch in Menschenhand recht reproduktionsfreudig, so dass mitunter Nistmöglichkeiten entfernt werden müssen, um die Weibchen durch die sogenannten Schachtelbruten nicht zu schwächen.

Ich hatte bis vor einiger Zeit noch ein solches reproduktionsfreudiges Paar. Innerhalb von 5 Jahren zog dieses Paar insgesamt 13 Jungvögel auf. Pro Jahr ließ ich nur 2 Brutfolgen zu, wobei bei 9 Bruten jeweils nur ein Jungvogel groß wurde und bei 2 weiteren jeweils 2 Junge das Nest verließen. Zu bemerken ist bei den Edelpapageien die Dominanz der Weibchen. Das Weibchen allein bestimmt den Zeitpunkt, wo sich ihm das Männchen nähern darf. Auch in Menschenobhut können Edelpapageien das gesamte Jahr über zur Brut schreiten, so dass es bis zum ersten Fortpflanzungsversuch angebracht erscheint die Nistmöglichkeit stets in der Voliere zu belassen. Ich hatte dafür eine Naturstammnisthöhle mit einer Höhe von 60 cm und einem Innendurchmesser von 30 cm ausgewählt. Das Schlupfloch hatte einen Durchmesser von 10 cm. Auf dem Höhlenboden brachte ich vor der Eiablage eine Schicht feiner Hobelspäne von Nadelgehölzen ein. Das Holz der Nadelbäume hat den Vorzug, dass es aufgrund seines Harzgehaltes nicht so schnell schimmelt.

Bis zur Balz verhält sich das Weibchen sehr oft sogar aggressiv gegenüber seinem Männchen. Nähert sich aber der Zeitpunkt der Fortpflanzungsbereitschaft bettelt das Weibchen plötzlich sein Männchen in geduckter Haltung an. Das Männchen nähert sich nun vorsichtig und füttert wenig später das Weibchen und kopuliert schließlich mit ihm. Spätestens von diesem Zeitpunkt an ist das Weibchen häufig in der Bruthöhle und zerkleinert dort unter anderem das zuvor noch grobe Nistmaterial, mitunter werden auch noch die Innenwände benagt. In den Zeiträumen, in denen sich das Weibchen außerhalb der Bruthöhle aufhält kann man nun beobachten, wie sich beide Vögel gegenseitig kraulen. Etwa 14 Tage nach dem Einsetzen der Balz kann schon mit dem ersten Ei gerechnet werden. In der Regel legen Edelpapageien 2 Eier; es kann aber auch vorkommen, dass nur ein Ei oder auch 3 gelegt werden.

Allein das Weibchen übernimmt die Brut; das Männchen hält sich während der Inkubationszeit und auch während der ersten Lebenstage des Nachwuchses zumeist außerhalb der Höhle auf, häufig auf einem Sitzast vor dem Schlupfloch. Nur selten begibt sich das Männchen während dieser Zeit zu seinem Weibchen in die Nisthöhle, um es dort zu füttern. Das Weibchen ist während dieser Zeit ein- bis zweimal täglich außerhalb der Brutstätte anzutreffen. Es fliegt dann kurze Strecken, entleert sich, nimmt Wasser zu sich und lässt sich von seinem Männchen füttern. Manchmal wird auch noch ein wenig Zeit in die soziale Gefiederpflege investiert. Die Brutzeit beträgt bei den Neuguinea-Edelpapageien allgemein 28 Tage. Nach dem Schlupf füttert das Männchen weiterhin das Weibchen, welches dann das Futter an die jungen Edelpapageien übergibt. Wenn die Weibchen jetzt aber die Nisthöhle verlassen, nehmen sie auch selbst Nahrung zu sich. Im Alter von 10 bis 12 Tagen beginnen sich bei den Jungvögeln die Augen zu öffnen und mit 16 Tagen schieben sich die ersten Federkiele durch die Haut. Nun kann man bereits die Geschlechter der Jungvögel erkennen. Die direkte Futterübergabe vom Männchen zum Nachwuchs erfolgt manchmal erst kurz vor dem Ausfliegen der Jungvögel im Alter von 60 bis 80 Tagen. Sofern die jungen Edelpapageien die bis dahin schützende Nisthöhle verlassen haben, müssen noch weitere 3 bis 4 Wochen vergehen, bis die Jungen als selbständig gelten können. Jetzt sollte man die Familie innerhalb der Voliere genauestens beobachten, da die Eltern ihren Nachwuchs dann durchaus auch attackieren können. Das Weibchen hat in dieser Zeit nicht selten schon wieder mit einer neuen Brut begonnen und beginnt damit den gerade beschriebenen Ablauf von vorn.


Jörg Asmus, Kalmar (Schweden)


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